Wenn Angehörige Pflege brauchen - Teil 2: Gut vorbereitet – was Angehörige frühzeitig regeln sollten
Wenn ein Elternteil oder ein nahes Familienmitglied pflegebedürftig wird, ist das oft ein emotionaler Einschnitt und eine organisatorische Herausforderung. Viele Angehörige stehen plötzlich vor der Aufgabe, wichtige Entscheidungen treffen zu müssen: medizinisch, rechtlich, finanziell. Wer sich frühzeitig mit diesen Themen auseinandersetzt, kann später viel Stress vermeiden und sicherstellen, dass im Ernstfall alles in guten Händen liegt.
Dies ist der zweite Teil unserer dreiteiligen Serie zur Vorbereitung auf Pflegebedürftigkeit. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche rechtlichen und organisatorischen Vorkehrungen Sie am besten schon treffen, bevor ein Pflegefall eintritt.
Vorsorgevollmacht: Selbstbestimmung im Ernstfall
Viele Menschen gehen davon aus, dass Ehepartner oder Kinder automatisch Entscheidungen treffen dürfen, wenn man selbst dazu nicht mehr in der Lage ist – zum Beispiel nach einem Schlaganfall oder bei einer fortschreitenden Demenz. Doch ohne schriftliche Vorsorgevollmacht muss in solchen Fällen ein Betreuungsgericht entscheiden, wer diese Rolle übernimmt.
Mit einer Vorsorgevollmacht regeln Sie:
- Wer im medizinischen Notfall für Sie sprechen darf
- Wer sich um Ihre Finanzen kümmert
- Wer mit Behörden kommunizieren darf
Wichtig: Die Vollmacht sollte schriftlich vorliegen, klar formuliert sein und regelmäßig aktualisiert werden. Für bestimmte Bereiche – etwa Immobilien oder umfangreiche Vermögensfragen – kann eine notarielle Beglaubigung sinnvoll sein. Eine Vorlage zur Vorsorgevollmacht vom Bundesjustizministerium finden Sie
hier.
Pflegegrade und Leistungen: Die Basis für Unterstützung
Ob Pflegegeld, Sachleistungen oder finanzielle Zuschüsse für Umbauten – all das hängt vom Pflegegrad ab, den der Medizinische Dienst nach Begutachtung festlegt. Die Pflegegrade reichen von 1 (geringe Beeinträchtigung) bis 5 (schwerste Beeinträchtigung mit besonderem Bedarf).
Wichtige Tipps:
- Beantragen Sie den Pflegegrad frühzeitig bei der Pflegekasse (ein Musteranschreiben finden Sie hier)
- Lassen Sie sich vor der Begutachtung beraten – z. B. durch die Katholischen Sozialstationen Mittelbaden oder Pflegestützpunkte in Ihrer Region
- Auch bei leichten Einschränkungen (Pflegegrad 1) gibt es bereits finanzielle Entlastungen, z. B. für Haushaltshilfe oder Betreuung

Welche Anträge Sie kennen sollten
Wenn Pflege notwendig wird, kommen schnell viele Formalitäten auf Sie zu. Diese Anträge sollten Sie frühzeitig prüfen:
- Antrag auf Pflegegrad bei der Pflegekasse
- Leistungen für Wohnraumanpassung (z. B. Einbau eines Treppenlifts)
- Pflegehilfsmittel beantragen (Pflegebett, Rollator, Notrufsystem etc.)
- Verhinderungspflege für Entlastung von pflegenden Angehörigen
- Pflegeunterstützungsgeld bei kurzfristigem Arbeitsausfall zur Organisation der Pflege
- Kurzzeitpflege und Tagespflege als ergänzende Entlastung
Tipp: Viele Leistungen gibt es nur auf Antrag. Frühzeitige Beratung spart Zeit, Nerven und bares Geld. Professionell formulierte Vorlagen zu allen Anträgen (für Sie selbst oder als bevollmächtigte Person) finden Sie hier beim Verbraucherzentrale Bundesverband.
Digitale Helfer und regionale Beratung
Gerade für Angehörige, die erstmals mit dem Thema Pflege in Berührung kommen, sind Orientierungshilfen
besonders wertvoll:
- Der AOK-Pflegenavigator hilft bei der Suche nach ambulanten Diensten und Pflegeeinrichtungen in Ihrer Region.
- Das Pflege-ABC von Dr. Johannes Wimmer bietet kurze, verständliche Erklärvideos rund um Pflegegrade, rechtliche Grundlagen und Tipps für den Alltag.
- Die
Katholischen Sozialstationen Mittelbaden beraten kostenlos zu allen Themen der Pflege – telefonisch, vor Ort oder digital.
Fazit: Frühzeitige Vorbereitung schafft Sicherheit
Niemand beschäftigt sich gern mit dem Gedanken, dass die eigenen Eltern oder Angehörigen einmal pflegebedürftig werden könnten. Doch genau das gibt uns die Chance, rechtzeitig vorzusorgen – im Sinne der Betroffenen und auch der Angehörigen. Eine Vorsorgevollmacht, grundlegende Informationen über Pflegegrade und ein Überblick über mögliche Leistungen machen den Unterschied, wenn plötzlich Entscheidungen getroffen werden müssen.
Sie möchten sich vorbereiten oder eine Beratung vereinbaren?
Unsere Pflegeberaterinnen und -berater unterstützen Sie gerne dabei, die nächsten Schritte zu planen – individuell, persönlich und kostenfrei.
