Wenn Angehörige Pflege brauchen - Teil 2: Gut vorbereitet – was Angehörige frühzeitig regeln sollten

19. August 2025

Wenn ein Elternteil oder ein nahes Familienmitglied pflegebedürftig wird, ist das oft ein emotionaler Einschnitt und eine organisatorische Herausforderung. Viele Angehörige stehen plötzlich vor der Aufgabe, wichtige Entscheidungen treffen zu müssen: medizinisch, rechtlich, finanziell. Wer sich frühzeitig mit diesen Themen auseinandersetzt, kann später viel Stress vermeiden und sicherstellen, dass im Ernstfall alles in guten Händen liegt.


Dies ist der zweite Teil unserer dreiteiligen Serie zur Vorbereitung auf Pflegebedürftigkeit. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche rechtlichen und organisatorischen Vorkehrungen Sie am besten schon treffen, bevor ein Pflegefall eintritt.

Vorsorgevollmacht: Selbstbestimmung im Ernstfall

Viele Menschen gehen davon aus, dass Ehepartner oder Kinder automatisch Entscheidungen treffen dürfen, wenn man selbst dazu nicht mehr in der Lage ist – zum Beispiel nach einem Schlaganfall oder bei einer fortschreitenden Demenz. Doch ohne schriftliche Vorsorgevollmacht muss in solchen Fällen ein Betreuungsgericht entscheiden, wer diese Rolle übernimmt.


Mit einer Vorsorgevollmacht regeln Sie:

  • Wer im medizinischen Notfall für Sie sprechen darf
  • Wer sich um Ihre Finanzen kümmert
  • Wer mit Behörden kommunizieren darf


Wichtig: Die Vollmacht sollte schriftlich vorliegen, klar formuliert sein und regelmäßig aktualisiert werden. Für bestimmte Bereiche – etwa Immobilien oder umfangreiche Vermögensfragen – kann eine notarielle Beglaubigung sinnvoll sein. Eine Vorlage zur Vorsorgevollmacht vom Bundesjustizministerium finden Sie hier.

Mehr zur Vorsorgevollmacht

Pflegegrade und Leistungen: Die Basis für Unterstützung

Ob Pflegegeld, Sachleistungen oder finanzielle Zuschüsse für Umbauten – all das hängt vom Pflegegrad ab, den der Medizinische Dienst nach Begutachtung festlegt. Die Pflegegrade reichen von 1 (geringe Beeinträchtigung) bis 5 (schwerste Beeinträchtigung mit besonderem Bedarf).


Wichtige Tipps:

  • Beantragen Sie den Pflegegrad frühzeitig bei der Pflegekasse (ein Musteranschreiben finden Sie hier)
  • Lassen Sie sich vor der Begutachtung beraten – z. B. durch die Katholischen Sozialstationen Mittelbaden oder Pflegestützpunkte in Ihrer Region
  • Auch bei leichten Einschränkungen (Pflegegrad 1) gibt es bereits finanzielle Entlastungen, z. B. für Haushaltshilfe oder Betreuung
Die 5 Pflegegrade im Überblick

Welche Anträge Sie kennen sollten

Wenn Pflege notwendig wird, kommen schnell viele Formalitäten auf Sie zu. Diese Anträge sollten Sie frühzeitig prüfen:


Tipp:  Viele Leistungen gibt es nur auf Antrag. Frühzeitige Beratung spart Zeit, Nerven und bares Geld. Professionell formulierte Vorlagen zu allen Anträgen (für Sie selbst oder als bevollmächtigte Person) finden Sie hier beim Verbraucherzentrale Bundesverband.



 Digitale Helfer und regionale Beratung

  Gerade für Angehörige, die erstmals mit dem Thema Pflege in Berührung kommen, sind Orientierungshilfen 

  besonders wertvoll:

  • Der AOK-Pflegenavigator hilft bei der Suche nach ambulanten Diensten und Pflegeeinrichtungen in Ihrer Region.
  • Das Pflege-ABC von Dr. Johannes Wimmer bietet kurze, verständliche Erklärvideos rund um Pflegegrade, rechtliche Grundlagen und Tipps für den Alltag.
  • Die Katholischen Sozialstationen Mittelbaden beraten kostenlos zu allen Themen der Pflege – telefonisch, vor Ort oder digital.
Weitere kostenlose Angebote in Mittelbaden

Fazit: Frühzeitige Vorbereitung schafft Sicherheit

Niemand beschäftigt sich gern mit dem Gedanken, dass die eigenen Eltern oder Angehörigen einmal pflegebedürftig werden könnten. Doch genau das gibt uns die Chance, rechtzeitig vorzusorgen – im Sinne der Betroffenen und auch der Angehörigen. Eine Vorsorgevollmacht, grundlegende Informationen über Pflegegrade und ein Überblick über mögliche Leistungen machen den Unterschied, wenn plötzlich Entscheidungen getroffen werden müssen.


Sie möchten sich vorbereiten oder eine Beratung vereinbaren?

Unsere Pflegeberaterinnen und -berater unterstützen Sie gerne dabei, die nächsten Schritte zu planen – individuell, persönlich und kostenfrei.

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